Sonntag, 12. März 2017

Trio Zeitlos

Das heutige Konzert der Freien Klänge war zweigeteilt. Genauer: es gab zwei Konzerte zu einem Preis. Den Anfang machte am Nachmittag das Trio Zeitlos. Zu dem Konzert, das in die Konzertreihe "Telemania" eingebettet war, hatte sich der Magdeburger Marco Reiß zwei Musikerkollegen aus Berlin eingeladen. 
Jonathan Alder (Berlin) – Klavier
Manfred Preis (Berliner Philharmoniker) – Klarinette
Marco Reiß (Magdeburgische Philharmonie) – Violine

Die Musiker führten abwechselnd durch das Programm und schon bald war klar: das Konzert würde kein Klassik-Konzert im herkömmlichen Sinn werden. Eher eine Matinee, mit Gesprächen zur Musik, und vor allem: mit einer sehr bunten Musikmischung. Begonnen hatten es zwar passend zum Anlaß mit einem Satz aus einer Kanon-Sonate von Telemann, auch zwischendurch und am Ende erklangen weitere Sätze daraus. "Wir wollten damit musikalische Eckpfosten einschlagen und uns dazwischen musikalisch bewegen", erklärte Klarinettist Manfred Preis später. Und in der Tat sprangen sie lustig in der (musikalischen) Zeit hin und her. Auf Telemann folgten Astor Piazolla, Duke Ellington, Sergej Rachmaninov und Fritz Kreisler.

Es war dabei deutlich zu merken: auch die Musiker hatten selbst ihren Spaß an der Musik – und das übertrug sich auch bald auf das Magdeburger Publikum. Schon im musikalischen Kanon, als Marco Reiß auf der Violine begann und Manfred Preis auf der Klarinette zeitverzögert einsetzte, die Melodie aufnahm, sie variierte und beide Instrumente mal versetzt, mal parallel erklangen. Man meinte Improvisationen zu hören und in der Tat klang die alte Musik so frisch und lebendig wie von Telemann gerade erst aufs Notenblatt geschrieben. Das ist historische Aufführungspraxis im Geiste Telemanns, der ebenfalls Wert auf Wandelbarkeit legte. 

Duke Ellingtons "in a sentimental mood" war wohl das Stück, das mit seinen sanften Jazzklängen auf dem Saxophon am weitesten von Telemann entfernt war. Aber auch bei Maurice Ravels Habanera war ein leicht jazziger Einschlag zu hören, wurden Melodien erkennbar, die auch von Leonard Bernstein hätten stammen können. Fritz Kreislers "Liebesfreud" und "Liebesleid" waren dann eher der Kaffeehausmusik zuzuordnen.

Bei der bunten Mischung an Stücken und Komponisten könnte der Gedanke eines cross-over-Projektes naheliegen. Allein, das war es nicht. Die Musik wurde nicht miteinander vermischt, sondern jeweils ihrem Stil entsprechend intoniert – und dennoch wurden Zusammenhänge klarer. Etwa daß sich Piazolla auch mit alter Musik beschäftigte und daß sich so gleichsam ein Brückenschlag von der alten in die neue Welt, von Telemann zu neuer Musik ergab. Und wenn von dem kurzweiligen Nachmittag etwas an Erkenntnis mitzunehmen war, dann das: sich von Neugier auf (noch dazu live gespielte) Musik leiten zu lassen ist allemal besser als alles von vornherein in Schubladen einzusortieren. Und Telemann, was hätte der wohl zu Piazolla oder Ellington gesagt? Wahrscheinlich hätte er die Musik ebenso in seine Werke aufgenommen wie die vielen polnischen oder englischen Tänze aus seiner Feder. Denn in dieser Beziehung war Telemann ein Weltmusiker – und damit schließt sich der Kreis zum Thema der "Freien Klänge", die ja als Weltmusikreihe angelegt sind.


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