Achim Fink – Posaune, Basstrompete, Tenorhorn, Sousaphon
Andreas Gilgenberg – Altsaxophon, Sopransax, Altflöte, Bassklarinette
Stephan Schulze – Posaune, Bassposaune, Tenorhorn, Sousaphon
Bernd Winterschladen – Tenor-/Baritonsaxophon, Bassklarinette
Achim Fink, Andreas Gilgenberg, Bernd Winterschladen und Stephan Schulze |
Auf der Bühne der Kulturwerkstatt standen vier Musiker – und jede Menge Blech. Ich zählte allein 16 Blech- und Holzblasinstrumente, Tubas, Posaunen, Klarinetten, natürlich auch das riesige Sousaphon, also statistisch vier pro Musiker. Hinzu kam einiges an Percussion und sogar einige als Instrument genutzte Kinderspielzeuge. Daß daraus vielfältigste Musik entstand, ja geradezu entstehen mußte, war schon deshalb unvermeidlich. Die vier Musiker spielten mit der Klangfülle eines großen Blechblasorchesters und natürlich unverstärkt.
Den erkennbaren Spaß an ihrer Musik, am Improvisieren auf der Bühne, übertrugen sie auch durch ihre Anmoderation der Musik auf ihr Publikum. Etwa wenn sie für ihre spontan entstandenen Zwischen-Improvisationen ebenso spontan Titel fanden, wie "kein Zittern in der Zitadelle" (anspielend auf die frühere Zitadelle Festung Mark) oder das Publikum um Titel für die Musik baten. Etwa als Achim Fink auf dem Sousaphon Klänge erzeugte, die asiatischem Obertongesang ähnelten, und eine Zuhörerin den Titel "Tibet Calling" vorschlug.
Die seit Wochen andauernde sommerliche Hitze hatte ihren Weg auch durch die dicken Festungsmauern gefunden. Im zweiten Set wurden dann auch ausnahmsweise mal die Türen zum Innenhof offen gelassen, um ein wenig der dann schon wieder etwas kühler gewordenen Luft herein zu lassen. Diese drückende Hitze schien wie eine Untermalung des Titels "Malecon", mit dem die Musiker an eine Kuba-Tour erinnerten, an "eine schwüle, feuchtwarme Sommernacht am Malecon, der Uferstraße Havannas".
Andere Titel trugen Namen wie "Eichhörnchenballet" oder "Neun Kölsch vier Korn", eine Anspielung auf den Kölner Karneval (aber die Stories dazu hört Euch am besten selbst in den Konzerten an – und genießt damit den Vorteil von Live-Musik). Dann die "Schaschlik-Polka", ein, wie die Musiker sagten, "Dankes-Choral an das Schwein, das sich dafür zur Verfügung gestellt hat". Zu Beginn ein Marsch wie der einer Begräbniskapelle aus dem Balkan, der dann einer um so fröhlicheren Musik Platz machte, mit gleichfalls aus dem Balkan stammenden Klängen. Die Titel oder auch die Anmoderationen gaben der Musik gleichsam einen Text mit. Etwa "Döner komplett" mit arabischen Rhythmen oder das völlig verrückte "Pelle melle" ("ein Lied vom vergeblichen Versuch, Ordnung auf dem Schreibtisch herzustellen"), bei dem man das Eigenleben der Dinge und das wilde Durcheinander heraushörte oder "Ewig und drei Tage", einem wie für den Sommer geschaffenen Stück Musik oder "Noch ein Slivovitz".
Bei allem Spaß hatten die vier Musiker immer wieder auch Stücke mit komplexen Rhythmen im Programm, überaus hörenswert! Etwa bei Titeln wie "Letztes Mal", bei dem sich Folgen komplizierter Bläserrhythmen mit kubanischen Klängen mischten, oder "Frühling", einer Mixtur aus Jagdhornsignalen, Polka und Dixieland. Die Schlussakkorde hallten noch sekundenlang durch die langen Gänge der Festung.
Am Ende, als Zugabe, stand ein langsames "Abendlied" – als ruhiger Abschluß eines wunderbar wilden, verrückten und fröhlichen Konzertabends.
Die Kulturwerkstatt in der Festung Mark war dieses Mal gut gefüllt. Warnfried Altmann, Organisator der Konzertreihe, freute sich sichtlich darüber. Seinen Besuchern gab er angesichts nicht immer so guter Besucherzahlen zum Abschied mit auf den Weg: "Sagen Sie es weiter, was wir hier für tolle Musiker zu Gast haben!".
Vier Musiker und jede Menge Blech |
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