Sonntag, 11. März 2018

Atesh Tayfa

Heute war mit "Atesh Tayfa" ein bulgarisches Ensemble auf der Bühne der Freien Klänge zu erleben.
Ateshghan Yuseinov – Guitars
Dimitar Gorchakov – Piano, Keyb.
Skiller – Beatboxing
Venera Todorova – Vocal

Die Freien Klänge sind immer für eine Überraschung gut. Diesmal besteht sie im aus dem Hip-Hop stammenden Beatboxing. Und so tritt dann eben auch einer der Musiker mit typischer Hip-Hop-Kappe auf dem Kopf auf: Skiller, den Warnfried Altmann als Gewinner einer Beatboxing-Championship vorstellt und  über den er sagt "ich habe gestern (da spielten die Musiker in Altmanns Heimatdorf Wangelin) zum ersten Mal erlebt, daß man Schlagzeugklänge mit dem Mund erzeugen kann".

Die Musik beginnt mit ein paar klassischen Klavierakkorden, denen sich bald die E-Gitarre überlagert, auf der Ateshghan Yuseinov orientalisch anmutende Klänge erzeugt. Doch schon bald verschwimmen die musikalischen Grenzen, hört man auch spanische Gitarre heraus. In die Instrumente hinein mischt sich Skiller, der auf nichts anderem als einem Mikrophon, kräftigem Verstärker und Baßboxen Schlagzeugklänge hinzufügt. Und bei diesem mit dem Mund erzeugten Schlagzeug ist von der Bass Drum, über die Snare Drum bis zum Hi-Hat alles enthalten. Und man sieht auch die Hip-Hop-typischen Bewegungen der Hände, die die Musik unterstreichen und wohl unweigerlich dazugehören.

Bei anderen Stücken, als dann Venera Todorova hinzukommt, dominieren eher die leiseren Töne, wird die Stimme der Sängerin nur leise von der Gitarre begleitet. Aber auch Skiller "kann leise", paßt sich mit seinem Mund-Schlagzeug an Gesang und Gitarre an. Auch Percussion-Klänge, bis hin zum leisen Säuseln des Windes oder Vogelgezwitscher werden von ihm imitiert.

Im Piano-Solo von Dimitar Gorchakov läßt sein Spiel das Gefühl von Bar-Atmosphäre entstehen. Als dann die anderen Musiker einstimmen, klingt die Musik nach irgend etwas zwischen Balkan-Folk und leichtem Jazz. Mitunter fühlte man sich auch an die Musik der Jazz-Gitarrenvirtuosen der 70er Jahre wie John Maclaughlin erinnert, wenn Ateshghan Yuseinov von Skiller am Schlagzeug begleitet wird.

Die Musiker nehmen das Publikum mit auf eine Reise, die irgendwo am Schwarzen Meer beginnt, durch den Bosporus an der Türkei vorbei führt und dann rund ums Mittelmehr geht. Nach den Wurzeln ihrer Musik gefragt, sagen Sie "das ist natürlich sehr viel bulgarische Volksmusik, aber auch Einflüsse aus Rumänien oder Mazedonien". Die bulgarische Liedtexte muß das Publikum über das musikalische Gefühl aufnehmen (sofern es nicht der bulgarischen Sprache kundig ist). Da meint man lustige Tanzmusik ebenso heraus zu hören wie melancholische Liebeslieder. Und es ist viel Improvisation dabei, wenn sich die vier gegenseitig Melodien zuspielen oder -singen, und ausdrucksstarker Jazz-Gesang von Venera Todorova.

Am Ende des Konzertes holen die vier Musiker Warnfried Altmann mit seinem Tenorsaxophon auf die Bühne. Ohne große Vorbereitung (außer daß man in Wangelin nach dem gestrigen Konzert noch zusammensaß und Musik machte) ging es los mit Improvisationen über kleine Melodien, die sich die Musiker gegenseitig vorspielten. Und da war Altmann voll in seinem Element, ließ sein Saxophon zu Skillers Beat und Yuseinovs Gitarre laut und alles durchdringend ertönen. Das gab dem Abend noch mal einen richtigen, tollen  Drive. Yeah!


1 Kommentar:

  1. Vielen Dank für die schöne Rezension von den Musikern und Elen Music!

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