Sonntag, 9. April 2017

Di Grine Kuzine

Heute brachte "Die Grine Kuzine" Weltmusik aus Berlin auf die Bühne der Freien Klänge.
Alexandra Dimitroff – Gesang, Akordeon
Steffen Zimmer alias Karel Komnatoff – Trompete & Flügelhorn
Stefan Fräntzel – Klarinette & Sopransaxophon
Sebastian Kunzke – Tuba
Marco Baresi – Schlagzeug

Schon bei den ersten, lebendigen und äußerst kräftigen Klängen war klar, daß die Grine Kuzine normalerweise viel größere Räume als die nicht viel mehr als drei Wohnzimmer große Kulturwerkstatt der Festung Mark mit ihrem Sound füllt. Mit vollem Einsatz von Schlagzeug, Tuba, Trompete und Klarinette und vor allem dem Akkordeon und der Stimme von Alexandra Dimitroff gab es lebendigen Balkansound auf die Ohren, daß die Wände der Festung wackelten.

Dabei lebt die Musik ebenso vom Können und dem Zusammenspiel der Musiker wie von den Texten der Lieder. Mitunter konterkariert die Musik auch den Text, wenn etwa "Die Sonne scheint nicht mehr" melancholisch sein müßte, hätte es nicht diesen Drive und Rhythmus. Oder es werden geografische Zusammenhänge mit ein paar Takten weggewischt, wenn Lieder aus Süditalien bei den typischen Bläserklängen die Frage "Italien? Liegt das nicht auch auf dem Balkan?" aufkommen lassen. Irgendwie ist die Musik der Bands fast immer mit osteuropäischen Traditionen verbunden. Wenn Musik aus Trakien ("Da, wo Spartakus herkommt") erklingt, sowieso. "Schlimm sind die Flüche auf dem Balkan" übersetzt Sängerin Alexandra Dimitroff einen Liedtext und stimmt ein Lied über die Eifersucht an. Und da ist er schon wieder, dieser tolle Sound mit seinem Parallelklang der Bläser. 

Bei einigen der Lieder stimmen auch Karel Komnatoff und Stefan Fräntzel in Alexandra Dimitroffs Gesang ein. Zwei bis dreistimmiger Gesang ertönt. Herrlich. Dann wieder ein Lied über Berlin: "Berlin, meine graue Sonne", heißt es da und das erweist sich – der vordergründigen Kritik an der großen grauen Stadt zum Trotz – als eine Liebeserklärung an die Heimatstadt der Band, mit Tempo, Witz und Ironie. Und schließlich machte "Komm mit mir an den Strand", eine Sommer-Mitsing-Hymne in Moll und Dreivierteltkt, synkopisch versetzt gesungen, Lust auf den Sommer.

Wollte man das Programm des Abends kurz beschreiben, dann vielleicht mit drei Schwerpunkten: erstens: Lieder rund um das Mittelmeer – im Balkansound, zweitens: Lieder mit deutschen Texten – im Balkansound und zum Schluß: Ohrwürmer – im Balkansound. Vielleicht klang die Zugabe ein wenig anders: da ging es bavarski zur Sache. Aber Moment mal: liegt Bayern nicht auch ein wenig auf dem Balkan?


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