Freitag, 12. Juni 2015

Pressekonferenz zu Problemen der Festung Mark

Am 12. Juni informierte die Festung Mark über die Probleme, die ihr das Bauordnungsamt der Stadt Magdeburg bereitet. Und stellte eine neue Sommerkonzertreihe vor.

v.l.n.r.: Guido Nierhaus (MDCC), Anne Kagelmann
(Festung Mark), Christian Szibor (Festung Mark),
Warnfried Altmann, Sascha Janus (abapheus)

Die Festung Mark kämpft schon seit einiger Zeit gegen ungerechte und ungerechtfertigte Auflagen des Bauordnungsamtes – jetzt gibt es ein erstes kulturelles Opfer. Für Sonntag gab es zwei angekündigte Konzerte, das von Gregor Meyle im Innenhof und das der Konzertreihe "Freie Klänge" im Obergeschoß. Das Bauordnungsamt bekam Wind davon und wies die Festung Mark auf die Festlegung hin, wonach zwei Veranstaltungen nicht zugleich stattfinden dürfen. Schweren Herzens musste das Konzert der Freien Klänge gestrichen werden.

Organisator der Freien Klänge ist Warnfried Altmann. Ein in der Magdeburger Musikszene bekannter Musiker und Organisator (u.a. "Jazz im Schauspielhaus"), der am Sonntag unter dem Titel "Traumgärtner - in 80 Takten um die Welt" selbst auf der Bühne gestanden hätte, gemeinsam mit dem philharmonischen Streichquartett der Magdeburger Philharmonie. Aber nicht das bewegte ihn zu seinem Protest, sondern viel weitergehende Überlegungen. "Ich bin entsetzt, enttäuscht und wütend über diese unsinnige Anordnung der Stadt Magdeburg", sagte er. "Die Konzertreihe wurde mit Absicht ins Leben gerufen, um Musik zur Verständigung zwischen unterschiedliche Kulturen zu nutzen: in den Planungen stehen zum Beispiel Musiker aus Rußland und der Ukraine, aus Israel und Palästina. Und so was macht die Stadt kaputt." Und er fügt einen weiteren Aspekt, vor allem für das Konzert am Sonntag, hinzu: "Gerade dieses Konzert hätte die Chance geboten, unterschiedliche Kulturen innerhalb der Stadt zusammenzubringen. Das Philharmonische Streichorchester hätte Besucher heranholen können, die sonst nur ins Theater gehen, nicht aber zu einem Jazz- oder Weltmusikkonzert. Und die dann vielleicht wieder her gekommen wären". Und so kann er über die Meinung  des Amtes, es könne doch nicht so schwer sein, das Konzert um einen Tag zu verlegen, nur den Kopf schütteln. "Wer so redet, hat von der Kulturszene keine Ahnung". Da müssen Verabredungen und Konzerte lange vorher geplant werden, weil Musiker oft in unterschiedlichen Formationen spielen und viele Termine in Übereinstimmung bringen müssen.

Die Festlegung, nur eine Veranstaltung gleichzeitig durchführen zu dürfen, ist aus Sicht von Christian Szibor, Geschäftsführer der Festung Mark, vollkommen unberechtigt. "Wir sind grad fertig mit den Bauarbeiten, haben in Sicherheitstechnik, Notausgänge, Lüftung usw. investiert, haben für die einzelnen Bereiche separate Zugänge und Fluchtwege – da machen die Verbote des Bauordnungsamtes keinen Sinnn". Auch  sind die Verbote selbst innerhalb der unterschiedlichen Ämter der Stadt umstritten. Das Umweltamt und das Gesundheitsamt sehen die Lüftungsanlagen und die Fluchtwege etc. für ordnungsgemäß an, nur das Bauordnungsamt stellt sich quer. Und mag anscheinend den Erlass eines irrtümlich überzogenen Bescheides nicht eingestehen und diesen nicht korrigieren. 

Eine weitere Festlegung mach den Veranstaltern Sorgen: die Beschränkung jeglicher Außennutzung nach 22 Uhr. Der einzige Grund könnte in Beschwerden von Anwohnern bestehen. Jedoch, sagte Christian Szibor, "gibt es seit über 12 Monaten keine Beschwerden mehr. Das Baugeschehen ist abgeschlossen, die Lärmschutzmaßnahmen funktionieren". Während ein Stück weiter das Theater über Wochen hinweg täglich bis Mitternacht den Domplatz bespielt oder anderenorts Rockkonzerte stattfinden, darf in der Festung Mark nicht mal der Biergarten im Innenhof genutzt werden. Und das, wo es in Sachsen-Anhalt keine Beschränkung der Außengastronomie mehr gibt.

Eine dritte Festlegung kann für die Veranstaltung ebenfalls teuer werden: Die tontechnischen Anlagen müssen eingemessen und verplomt werden. Bringt ein Veranstalter eigene Technik mit (was häufig der Fall ist, seien es eigene Verstärker oder eigene Boxen), dann ist ein zugelassener Gutachter zu bestellen, was jedemal etwa 800 Euro kosten würde. Zu viel gerade für kleine Konzertreihen, wo dann allein für den Gutachter fast die gesamten Eintrittsgelder draufgehen würden.

Christian Szibor äußert Verständnis dafür, daß die Ämter nach der Katastrophe von Duisburg aufmerksamer hinschauen. Aber er wünscht sich auch, daß sich alle Beteiligten an einen Tisch setzen und mit Augenmaß nochmal auf die Festlegungen schauen, um eine Lösung zu finden. Die Hand ist schon lange zur Verständigung ausgestreckt, Magdeburg – dem Wunsch nach künftige Kulturhauptstadt Europas – sollte sie schnellsten ergreifen.

Inzwischen stellte sich eine weitere juristische Falle heraus: Die Festung Mark hat zwar Widerspruch gegen die Auflagen des Bauordnungsamtes eingelegt. Nur ist sie nur Nutzer. Eigentümer ist das Kommunale Gebäudemanagement der Stadt. Und nur dieses könne Widerspruch einlegen. Da müßte die Stadt gegen sich selbst klagen. Die Lösung dieser Frage liegt grad beim Landesverwaltungsamt. Und das kann dauern.

Zwischenzeitlich hat das Team der Festung Mark beschlossen, das Beste aus dem zu machen, was bei den auflagen geht. Gemeinsam mit MDCC und Dates als Sponsor und den Konzertagenturen Abapheus und MAWI concert gibt es ab Anfang Juli die MDCC Summernights, mit vielen bekannten Bands und Künstlern. MDCC-Geschäftsführer Guido Nierhaus sagte dazu: "wir sollen nicht nur im Sport aktiv sein und auch die Kultur fördern". Und fügte mit Blick auf die Stadt hinzu: "bei uns gehen die Entscheidungen schnell. Eine halbe Stunde nach dem Hilferuf der Festung Mark haben wir uns zur Unterstützung entschieden". 


Zu den Konzertterminen der MDCC Summernights wird ab 18 Uhr Einlaß sein, dann gibt es ab etwa 19 Uhr die Vorbands und ab 20 Uhr das Hauptprogramm. Pünktlich um 22 Uhr wird dann im Innenhof Schluß sein – und es geht innen weiter. Allerdings nur mit maximal 500 Personen. Man ahnt es schon – mehr erlaubt das Amt nicht.

Eine gute Nachricht für die Freunde der Freien Klänge: für die nächsten Termine gibt es keine Konflikte mit anderen Veranstaltungen. So steht dem Konzert von Hotel Bossa Nova bei den Freien Klängen am 12. Juli nichts im Weg.

Zum Schluß bleibt die Hoffnung, daß die Behörden möglichst schnell auf die Kritik reagieren, die inzwischen nicht nur aus Kreisen der Kultur und Kunst, sonder auch schon mitten aus dem Magdeburger Stadtrat kommt. Die Hoffnung, daß es bald zur Aufhebung der unsinnigen Verbote kommt. Denn nur bei einer verständigen Obrigkeit gehet es ordentlich zu!


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