Sonntag, 9. September 2018

Petit Standard

Heute war "Petit Standard" bei den Freien Klängen in der Festung Mark zu hören.
Vesna Pisarović – Gesang
Henning Sieverts – Bass
John Betsch – Schlagzeug

Vor dem Beginn des Freie-Klänge-Konzertes weist Warnfried Altmann auf die Besonderheit der kleinen Konzertreihe in der großen Festung Mark hin. „Hier in der Festung gibt es Konzerte mit tausend Leuten und dann wieder so etwas wie heute, kleine Konzerte abseits des Mainstreams“, Konzerte, die Vielfalt in die Musik bringen, weg von dem allzu oft gehörten führen und gerade deshalb hörenswert sind. Zu solchen Konzerten zählte ganz gewiss auch das heutige.

Schon die Besetzung – die Sängerin wird allein von Bass und Schlagzeug begleitet – ist ungewöhnlich, es gibt kein Melodieinstrument in der Band. Vesna Pisarović wird auch nicht im eigentlichen Sinn begleitet, vielmehr wird die Musik von einem Wechselspiel zwischen der Sängerin mit ihrer klaren, kräftigen Stimme und den beiden Instrumenten bestimmt. Sie steht im Vordergrund der Band, singt voller Ausdruck und Gefühl, erzählt mit ihren Liedern Geschichten. Geschichten, von denen viele von Einsamkeit, vergeblicher Liebe oder Sehnsucht handeln, mit Textzeilen wie „A Flower is a lownesome thing“, „It‘s over now“, „Come spend this lazy afternoon with me“, „The man I love … I do my best to make him stay“. Lieder, bei denen der melancholischer Unterton ihrer Texte von Pisarovićs kräftigem Gesang kontrastiert wird.

Dazwischen immer wieder Jazz-Titel, für die sich Vesna Pisarović von Klassikern inspirieren lässt. „Vor allem von Steve Lacy“, sagt sie später, „seine Art Sopran Sax zu spielen begeistert mich und gibt mir Ideen“. Und wenn es kein Saxophon gibt, dann nimmt sie eben ihre Stimme als Ersatz, lässt sie in höchsten Tönen quietschen oder variiert sie zwischen ganz leise und kräftig laut.

Besonders interessant wird die Musik, wenn Henning Sieverts‘ Bass zum Melodieinstrument wird oder die Gesangsstimme auf ein von John Betsch hart geschlagenes Blech trifft. Dazu kommt die selbstbewusste Performance. Die Sängerin steht ruhig auf der Bühne, unterstreicht aber mit ihren raumgreifenden Gesten die Musik, gibt den musikalisch erzählten Geschichten Form. Am Ende dann nochmal ein Stück von Steve Lacy, den Jitterbug Walz: ein auf und ab von Halb- und Vierteltönen von Gesangsstimme und Bass, dazu kräftiges Schlagzeug, gleichfalls die Melodie aufgreifend. Ein überaus hörenswerter Abend!


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