Sonntag, 12. Februar 2017

Pablo-Miro-Trio

Heute stand das Pablo-Miro-Trio bei den Freien Klängen auf der Bühne der Kulturwerkstatt in der Festung Mark.
Pablo Miró – Gitarre, Gesang
Carly Quiroz – Klavier
Michael Kersting – Schlagzeug

Pablo Miró beginnt sein Konzert mit drei Solostücken. Tief in die Musik versunken steht Miró auf der Bühne, läßt in "La Sicilia" aus seiner Gitarre erst zarte Töne perlen, die später immer kräftigeren Akkorden Platz machen. Assoziiert man mit Argentinien zuallererst den Tango, so stellt Miró Bezüge zu den europäischen Traditionen her. Seine Musik ist nicht so schwermütig, kommt schwungvoll daher. In seinem zweiten Stück, einer "Hommage an die Pampa" ist sie dann aber da, die Melancholie des argentinischen Tango. Der Sonne gewidmet ist "El hommage del sol". "Wenn die Sonne aufgeht in Argentinien, dann wechselt man auf die Schattenseite, so stark scheint sie" gibt Pablo Miro den Inhalt des Liedes wieder. Fingerpicking-Spiel der besten Art.

Im Anschluß kommen Carly Quiroz und Michael Kersting auf die Bühne. Beide sind gekonnte Begleiter des Gitarristen, der deutlich im Mittelpunkt des Konzertes bleibt. Die meisten seiner Gesangsstücke singt Miró auf spanisch. Deshalb stellt er den Liedern deutsche Zusammenfassungen voran – die schon für sich allein betrachtet hörenswerte Texte voller Poesie sind und von der Magie des Alltags inspiriert sind. So heißt dann auch eine der CDs des Trios: Magico.

Die Musik des Trios, ob nun Tangos oder Bossas, hat einen kräftigen drive, der die Zuhörer mitreißt. Mitunter erkennt man Teile bekannter Melodien, wie die vom Girl von Ipanema. Und wenn auch die Winterkälte in den dicken Festungsmauern steckt, Titel wie "Sol de Autum" vermitteln die Stimmung eines herbstlich warmen Abends.

Pablo Miró erklärt, warum er so gut deutsch spricht. "Das verdanke ich zwei Diktaturen", sagt er. "Meine Großeltern mußten 1937 nach Argentinien fliehen, und meine Eltern flohen 1976 vor der argentinischen Militärdiktatur nach Deutschland.". Da war er 15 Jahre alt. "Dieses gezwungen werden, seine Heimat zu verlassen werden, ist ein großes Trauma". Seine jüngere Schwester litt noch mehr darunter, für sie schrieb er das Lied "Juliana", als Trost für dieses Leid. So ist diese Musik ganz anders als die zuvor gehörte, voller Schmerz und Trauer. Auch Texte von Victor Jara, dem von der chilenischen Militärdiktatur brutal ermordeten Dichter, vertonte Miró. Und auch eines der wichtigsten südamerikanischen Lieder: "Gracias a la vida", das schon in so vielen Versionen zu hören war. Miró zupft das Lied auf seiner Gitarre erst leise, dann kräftiger und lauter werdend. Danke liebes Leben.

Vielleicht liegt es an seinen biographischen Erfahrungen, daß Miró seine Musik als Mittel der Verständigung sieht. "Der Songwriter muß die Menschlichkeit zurückgeben, muß das Herz wecken", sagt er. "Wenn man mit dem Herzen denkt, dann kann man auch richtig entscheiden".

Der zweite Set des Abends beginnt sehr melodiös. Das Trio verarbeitet Melodien von Paco de Lucia und Sting in eigenen Variationen. Virtuoses Gitarrenspiel mit gekonnter Pianobegleitung und Schlagzeug + Percussion. Am Ende ein Wechsel von Gitarre zum Charango, dem viel viel kleinereren Pendant zur Gitarre, ursprünglich aus Panzern von Gürteltieren gerfertigt. Miró spielt darauf "Refugees", ein Lied für seine kurdischen Freunde, wie er erklärt. Und "Mein Weg wird von Herzen sein", eine Samba, die entstand, als er begann, mit Konstantin Wecker zu spielen. Die Musik des Argentiniers kam beim Publikum ebenso gut an, wie auch die Poesie seiner Texte. 


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