Khanh Nguyen – Gesang, Perkussion
Stefan Wehrenpfennig – Gitarre
Diethard Krause – Violoncello
Das Trio mischt europäisch geprägte Klänge mit asiatischen auf eine interessante Weise. Dabei spielt eine Frage danach, ob nun das Heimische im Fremden oder das Fremde im Heimischen die Musik bestimmt, bei den drei Musikern keine Rolle. Eher ist es die Selbstverständlichkeit des Umgangs unterschiedlicher Traditionen, die an der Musik – an ihrer eigenen Weltmusik – fasziniert. Daß die Musik des Trios vom Kontakt der Kulturen lebt, nicht von ihrer Abgrenzung, hört man schon beim ersten Stück. Beginnt das Konzert noch mit vertrauten Klängen aus Stefan Wehrpfennigs Gitarre, so stimmt schon Diethard Krause am Cello Töne an, die den Gesang von Khanh Nguyen vorwegnehmen. Als sie ihr erstes Lied anstimmt, das vom Vogel Sao, einem Papagei, der alles nachplappert, entspinnt sich ein reizvolles Hin und Her zwischen europäischer und asiatischer Musik.
Die in Deutschland geborene Sängerin Khanh Nguyen lernte die vietnamesischen Volkslieder von ihrer Mutter. Musikalisch galt ihr Interesse aber erst einmal Rock, Pop und Jazz. Erst später besann sie sich auf die alten Lieder zurück. Gemeinsam mit ihren musikalischen Partnern entwickelte sie daraus eine Musik, die weit davon entfernt ist, nur wegen ihrer Exotik gehört zu werden. Von Jazz-Einflüssen inspiriert, entsteht in der improvisierten Spielweise aus den Grundelementen in jedem Konzert etwas neues.
Ist schon das Hören dieser Musik an sich schon interessant, so erweitert sich der Eindruck, wenn man den Inhalt kennt, den Klängen so auch bildliche Assoziationen hinzufügen kann und einige der Inhalte dann auch instrumental wiederfindet. Vietnamesisch dürfte den wenigsten Besuchern des Konzertes geläufig gewesen sein – Khanh Nguyen gab den Inhalt ihrer Lieder aber immer kurz wieder. Dann sind beispielsweise beim meditativ beginnenden Regenschirmtanz die herunterfallenden und -prasselnden Regentropfen zu erahnen, am Ende erhebt sich die zarte Stimme der Sängerin aus einem nach tropischem Regen aufsteigenden Dunst. Man möchte einfach dasitzen und träumend den Tönen folgen.
Später greift Khanh Nguyen zur Dan Tranh, der vietnamesischen Wölbzither. Der Schetterlingstanz erklingt darauf instrumental, der Klang einer Harfe gleichend. Aber auch Diethard Krause legte sein Cello beiseite und griff zur Dan Bau, der vietnamesischen Ein-Saiten-Zither. Ein merkwürdiges Instrument, ein Monochord, bei dem durch die unterschiedliche Spannung der Saite über einen Hebel die Töne variiert und zudem Obertöne genutzt werden. Mit einem elektronischen Tonabnehmer versehen, wird es in den Händen von Diethard Krause zur E-Gitarre, die Musik des Trios klingt dann ein wenig nach modernen Danc-Hall-Rhytmen, entwickelt sich zu einer Mischung aus Obertongesang und Dideridoo-Klängen. Später folgt eine Mischung aus Jazz und spanischen Gitarremelodien, von Stefan Wehrenpfennig auf einer Gitarre gespielt, die er zum Percussioninstrument erweitert.
Und immer wieder die auf deutsch kurz zusammengefassten Texte der vietnamesischen Lieder, die ganze Geschichten erzählen. Vom Storch, dem man dankt, daß er die Liebste gebracht hat; vom Kind, das Dinge verliert und immer "der Wind war's" sagt; oder "Wer weiß" – ein Lied mit vielen Fragen ("Wie viele Tropfen bringen das Meer zum Überlaufen", "Wie viele Seidenraupen braucht man für ein Gewand" ...). Geschichten, denen man allein schon einen ganzen Abend lang lauschen möchte.
Wie schon seit dem Start der "Freien Klänge" gewohnt, las Warnfried Altmann vor Beginn des zweiten Set ein Gedicht. Diemal hatte er eines von Wolf Biermann ausgewählt.
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