Sonntag, 9. Oktober 2016

Adria

Heute stand die italienische Folk-Band Adria auf der Bühne der Freien Klänge.
Rachele Andrioli (voc)
Claudio Prima (acc, voc)
Emanuele Coluccia (sax)
Francesco Pellizzari (dr, elect)

Am Beginn des Konzertes, in dem die vier Musiker ihre neue CD Ogni goccia vorstellten, standen zwei Instrumentals. Mit anfangs nur sehr leisen Rhythmen, die Francesco Pellizzari auf Klanghölzern in seine Elektronik einspielt und als loop weiterlaufen ließ, während er nach und nach weitere Klänge hinzumischte, Beckenklänge oder eine wie ein Didgeridoo klingende Rahmentrommel. Dazu spielt Claudio Prima auf seinem Akkordeon eine melancholische Melodie, von Emanuele Coluccia am Saxophon begleitet. Bald darauf wechelt die Musik ins tänzerische, wird kräftiger. Eine Musik, die ich mir, schließt man die Augen, auch gut als Begleitung eines Films vorstellen könnte: vielleicht ein Kameraschwenk über sommerlich warme Landschaften, hin zu einem Mann, der zu einem Dorf wandert, voller Freude über die bevorstehende Ankunft...

Claudio Prima wies auf den noch leeren vierten Stuhl hin: "wir lassen in Italien einen Stuhl frei für jemanden, der noch kommen könnte. Vielleicht ist es ja jemand, der Dein Leben ändert?" Damit betrat Rachele Andrioli, Sängerin der Band, die Bühne und begann mit einer ausdrucksstarken Stimme zu singen, voller Gefühl, mit Kraft und Dynamik in der Stimme. So wie gleich in ihrem ersten Lied, Ho chiesta alla luna ("ich bat den Mond, mir Glück zu bringen...", heißt es im Text), über die Entscheidung für oder gegen die große Liebe. Mit ihrer Interpretation schaffte sie es, daß der Inhalt der Lieder vom Publikum gefühlt verstanden wurde, auch ohne italienisch zu verstehen (im CD-Booklet sind die Texte auch ins englische übersetzt).

In ihrem Konzert wechselt die Band zwischen modernen Interpretationen italienischer Folk-Musik und jazzigen Klängen. Claudio Prima, von dem die meisten Stücke der CD stammen, sagte über die Musik der Band "wir lassen uns von Folk Music rund ums Mittelmeer inspirieren, Musik natürlich aus Italien, aber auch aus Griechenland, aus Albanien und bis hinunter in den Süden, aus Nordafrika und Marocco. Dabei wollen wir auch die alte Melodien lebendig halten". Wie er das "lebendig halten" meint, merkt man im Konzert: die Folksongs und -instrumentals erklingen in einer mitreißenden Weise, wie zum Beispiel in Moulinette. Die Mischung aus Tarantella und Klezmer lädt geradezu dazu ein, sich zur Musik zu bewegen. Mitunter lassen die Musiker auch zwei Welten aufeinandertreffen. Etwa wenn Rachele Andrioli leise singt und sich Emanuele Coluccias Saxophon schreiend laut einmischt. Da trifft der Jazz, den Coluccia aus Amerika mitbrachte, auf Primas italienische Folkmusik. Die Töne von Akkordeon und Saxophon: einander durchdringend, zum Schluß mit einander verschmelzend. Und Rachele Andrioli als Bindeglied dazwischen, mal traditionell, mal modern singend. Toll!


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